Die Muskeltiere – Een för all, all för een

Ein Freund, ein guter Freund – ach was, drei gute Freunde braucht es, um die Abenteuer auf der Suche nach einer Bleibe zu bewältigen. Zu Julia Bardoschs fantasievoller Inszenierung im Ohnsorg Studio.

Foto: Sinje Hasheider

Die Kritik

Nein, es ist kein Schreibfehler. Die drei Nagetiere mit den französisch-eleganten Namen Picandou, Gruyère Reserve und Pomme de Terre nennen sich frei nach den Helden von Alexandre Dumas „Die Muskeltiere“. Selbstverständlich haben sie auch deren Motto übernommen. „Een för all, all för een“, heißt es bei ihnen auf Plattdeutsch. Denn die Drei und ihr Mitstreiter, der schöngeistige Hamster Bertram von Backenbart, leben in Hamburg. Die Bühne im Ohnsorg Studio zeigt im Hintergrund eine Hafen-Silhouette inklusive Michel, davor ein röhrenähnliches System, dessen einzelne Elemente mit Türen oder Bullaugen versehen sind und durch Drehungen oder Verschiebungen zu Kanalgängen, Höhlen oder einer Barkasse werden können (Bühne: Katrin Reimers).

Bertram von Backenbart fragt auch fast jedes Wort nach.

Julia Bardosch hat eine Bühnenfassung von Ute Krauses Kinderbuch „Die Muskeltiere: Einer für alle, alle für einen“ geschrieben und deren Uraufführung in einer Mischung aus Platt- und Hochdeutsch inszeniert. Diejenigen, die mit dem Plattdeutschen noch fremdeln, dürften also keine Verständnisschwierigkeiten haben. Bertram von Backenbart (Philipp Weggler) zum Beispiel fragt auch fast jedes Wort nach. Er ist an der Elbchaussee zu Hause, trinkt Wasser mit Granatapfelgeschmack und spricht ausschließlich Hochdeutsch. Auch Gruyère Reserve (Kristina Bremer) versteht nicht viel. Sie ist mit einer Beule am Kopf irgendwo in der Hafengegend gelandet und weiß weder ihren Namen noch, woher sie kommt. Picandou (Johannes Nehlsen)  lässt dagegen immer mal wieder ein bisschen Platt einfließen. Mit der Sprache ist er offenbar groß geworden. Er ist ein bodenständiger Typ, allerdings auch ein Angsthase. Seine komfortable Bleibe im Keller des Feinkostgeschäfts von Frau Fröhlich, wo er sich an allen Käsesorten bedienen kann (die er auch für seine eigene Namensgebung und die seiner Freunde nutzt), ist in Gefahr. Denn Frau Fröhlich hat Schulden bis an die Halskrause und muss sehr wahrscheinlich das Geschäft aufgeben. Picandou ist also in Not, als er auf Gruyère Reserve und bald darauf auf Pomme de Terre (Antje Otterson) trifft. Pomme de Terre ist in einer vergleichbaren Lage, denn ihn hat man aus seiner Bleibe in der Hafenkneipe „Die dicke Seejungfrau“ vertrieben. Gemeinsam versuchen sie zunächst zu ermitteln, woher Gruyère Reserve stammt und ob es sich dabei tatsächlich um ein Passagierschiff handelt. Lieder vom Akkordeon sowie Schiffstuten und Möwenkreischen (Jan W. Beyer) verstärken akustisch das Lokalkolorit. 

„Een för all, all för een!“ wird zum Schlachtruf der vier Nager.

Auf ihrer Suche treffen die Freunde auf die lispelnde, aber in ihrem Uniformmantel (Kostüme: Kerstin Feuerhelm) durchaus martialisch wirkende Kanalratte Rattila  (ebenfalls Antje Otterson) und ihr Gefolge. Picandous Einladung zu einem gemeinsamen Picknick entschärft die Lage, Rattila schwört für immer Hilfe zu leisten. Und auch Bertram von Backenbart, auf dessen Regenrinne sie bei ihrer Suche landen, hilft ihnen nicht zuletzt, um etwas Farbe in sein stinklangweiliges Leben zu bringen. Aufgewachsen in einem großbürgerlichen Bildungshaushalt kann er nicht nur Fachbegriffe erklären, er ist es auch, der den Drei das Etikett „Muskeltiere“ verpasst und sich selbst als eine Art D’Artagnan sieht. „Een för all, all för een!“ wird zum Schlachtruf der vier Nager. Bis es nach 75 pausenlosen Minuten zu einem Happy End kommt, gilt es allerdings noch jede Menge Hindernisse zu überwinden.

Weitere Informationen unter: https://www.ohnsorg.de/events/die-muskeltiere-een-foer-all-all-foer-een/

INFORMATIONEN FÜR LEHRKRÄFTE

Inhaltliche Schwerpunkte

  • Freundschaft
  • Solidarität
  • Überwindung von Ängsten und Vorurteilen
Formale SchwerpunkTe
  • Multifunktionale Bühnenelemente
  • Kennzeichnung gesellschaftlicher Schichten durch Platt- und Hochdeutsch
Vorschlag für Altersgruppe/Jahrgangsstufen
  • ab 6 Jahre, ab Klasse 1
Mögliche VorbereitungeN

Die Theaterpädagogik des Ohnsorg Studios bietet auf Anfrage ausführliche Möglichkeiten zur Vorbereitung an unter:

Zum Inhalt

Die Maus Picandou hat ein fantastisches Leben im Feinkostgeschäft von Frau Fröhlich. Sie kann sich an Käse satt fressen und hat eine gemütliche Bleibe. Die ist allerdings in Gefahr, weil Frau Fröhlich wegen ihrer hohen Schulden den Laden sehr wahrscheinlich aufgeben muss. Picandous Situation ist bedenklich. Zufällig findet er nicht weit von seiner Tür eine schlafende Maus, oder ist es doch eher eine Ratte? Jedenfalls will dieses Tier als Maus bezeichnet werden. Aber es weiß weder wie es heißt noch wo es wohnt. Picandou gibt ihm dem Namen einer seiner Käsesorten: Gruyère  Reserve. Bald darauf treffen die beiden auf eine andere Maus, die aus der Hafenkneipe „Die dicke Seejungfrau“ vertrieben worden ist. Eigentlich heißt sie Ernie, aber Pomme de Terre klingt besser, finden alle. Zu Dritt versuchen sie, Gruyère Reserves Heimat zu finden, die eventuell auf einem Passagierschiff ist. Auf ihrer Suche begegnen sie der Kanalratte Rattila und ihrem Gefolge. Zuerst kommt es zum Kampf, aber bald schon versöhnen sich alle, weil Picandou zum Essen einlädt. In Rattila haben sie fortan einen Verbündeten und bald auch in dem schnöseligen Hamster Bertram von Backenbart. Der langweilt sich zu Tode in seiner schicken Bleibe an der Elbchaussee und freut sich, endlich mit den anderen Abenteuer erleben zu können. In Anlehnung an den berühmten Romen „Die drei Musketiere“ gibt er den Freunden den Namen „Muskeltiere“ und sieht sich selbst in der Rolle desjenigen, der erst noch ein Muskeltier werden will. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach dem Passagierschiff und erleben noch ein paar spannende Momente. Da aber ihr Motto „Een för all, all för een“ lautet, bestehen sie die natürlich, und am Ende gibt es ein Happy End.

Mögliche VorberEitungen

Die Theaterpädagogik des Ohnsorg Studios bietet umfangreiche Möglichkeiten der Vor- und Nachbereitung unter: https://www.ohnsorg.de/theaterpaedagogik/