Sandwiches

Die Erstgeborenen sind der ganze Stolz der Eltern, die Zuletztgeborenen die niedlichen Nesthäkchen. Und was ist mit denen in der Mitte? Tja… Überlegungen dazu liefert „Sandwiches“, die SchauSpielRaum-Produktion unter der Leitung von Laura Brust im Jungen Schauspielhaus. 

„Mittelkinder“aus dem Ensemble der SchauSpielRaum-P – Foto: Sinje Hasheider

Die Kritik

Auf der Eintrittskarte steht eine Sitzplatznummer, aber die kann man getrost vergessen. Denn alles soll bei dieser Produktion ein bisschen anders, spielerischer und lockerer sein. Also bitten die elf bunt gekleideten Spielenden (Kostüme und Bühne: Anja Ruschival)  das Publikum erst einmal auf die Bühne. „Wir kümmern uns um euch. Wir sind schließlich Mittelkinder“, erklärt die ganz in Grün gewandete Sayeh Khalaj über Mikro. Einer der ersten „Zwischenrufe der Mittelkinder“, so der Untertitel von „Sandwiches“ ist das. Kümmern gehört irgendwie zu ihnen. Laura Brust, Theaterpädagogin am Jungen Schauspielhaus, hat mit elf Mittelkindern zwischen 9 und 76 Jahren deren Gefühlslage unter die Lupe genommen. Wie jede der bislang entstandenen SchauSpielRaum-Produktionen haben auch hier Laien unter theaterpädagogischer Leitung ein Stück entwickelt. Wobei der Begriff „Stück“ hier weniger passt, denn es geht hier Assoziationen, Gedanken und Erlebnisse, die in bekannten Spielen präsentiert werden. 

Das Trennende zwischen den Gruppen wird aufgehoben.

Auf der Bühne wird das Publikum in Gruppen eingeteilt: Erstgeborene zu Blau, Nesthäkchen zu Rot, Einzelkinder zu Gold und die Mittelkinder zu Orange. Jede Gruppe soll sich auf drei sie charakterisierende Begriffe einigen, die dann vorgetragen werden. Dabei finden sich bereits schon Gemeinsamkeiten wie „traurig“ bei den Nesthäkchen und bei den Mittelkindern. Um die Grenzen noch weiter aufzuweichen, gibt es das „Alle, die…“- Spiel: Wer sich angesprochen fühlt, geht je nach Ansage einen Schritt nach vorne oder stellt sich zu einem Partner. Das Trennende zwischen den Gruppen wird aufgehoben, Gemeinsamkeiten erkannt. Danach darf man sich setzen (allerdings wieder auf zugewiesene Blöcke für die einzelnen Gruppen). Auf der insgesamt dunkel gehaltenen und nur mit unterschiedlich hohen Podesten oder Stühlen bestückten Bühne erzählen jetzt die Sandwichkinder von ihren Erlebnissen und Eindrücken. Jede:r Einzelne tritt vor, nennt den Namen und stellt wie bei einer Familienaufstellung Vertreter:innen für sich selbst und die übrigen Geschwister auf. Die Figuren stehen meist nur da, ein Verhältnis zueinander wird oft nur angedeutet. Die Anekdoten und Gefühle sind manchmal sehr komisch oder berühren.

Ensemble von „Sandwiches“ – Foto: Sinje Hasheider

 

Mittelkinder sind verantwortungsbewusst, auf Ausgleich bedacht und – einfach stark.

Es gibt eine Reihe von Spielen, mit denen die einzelnen Geschichten untermalt werden und die über das eingesetzte Licht {Mathias Wicher} etwas Besonderes bekommen. Zauberhaft ist die Erzählung der türkischstämmigen Funda Bozok, die so gerne Gedichte schrieb. Bozok ist wahrscheinlich Mitte Dreißig. Ganz in Rot gewandet steht sie links vorne auf der Bühne und trägt ein Gedicht in ihrer Muttersprache vor, wunderschön und völlig unsentimental. Diagonal am hinteren Ende der Bühne steht Franz Steinberger, eher zwölf Jahre alt, in hellgrünem Kostüm und trägt die einzelnen Zeilen auf Deutsch vor. Ein hinreißendes Zusammenspiel verschiedener Generationen, das sich auch bei dem ausgelassenen Tanz zu „Wannabe“ von den Space Girls zeigt. So bleibt am Ende der 60-minütigen Vorstellung das Verbindende, Harmonische im Gedächtnis und das selbstbewusste Statement der Sandwich-Kinder: Ja, sie sind in der Mitte geboren und ja, sie mussten immer die abgetragenen Kleider der Älteren tragen. Aber sie sind verantwortungsbewusst, auf Ausgleich bedacht und – einfach stark. 

Weitere Informationen unter: https://junges.schauspielhaus.de/stuecke/sandwiches-10

INFORMATIONEN FÜR LEHRKRÄFTE

Inhaltliche Schwerpunkte
  • Wie fühlen sich Mittelkinder?
  • Gibt es Unterschiede oder Gemeinsamkeiten zwischen Mittelkindern verschiedener Generationen?
  • Was macht Mittelkinder stark?
Formale SchwerpunKte
  • Spiele zur Unterstützung der jeweiligen Überlegungen und Erzählungen
Vorschlag für Altersgruppe/Jahrgangsstufe

ab 10 Jahre, ab Klasse 4

empfohlen den Deutsch- und Theaterunterricht

Zum Inhalt

Ein Ensemble aus elf Spielenden zwischen 9 und 76 Jahren untersucht die Gefühle und Gedanken von Mittelkindern. Dabei entdecken die einzelnen Mitglieder Gemeinsamkeiten und ihre jeweiligen Stärken.

   

Mögliche Vorbereitungen

Teilung der Klasse in 

Einzelkinder, Erstgeborene, Mittelkinder, Nesthäkchen

Aufgabe für die Gruppen: 

Überlegt euch gemeinsam drei Begriffe, die euch charakterisieren, und schreibt sie auf Zettel.

Danach werden die Zettel an die Tafel geheftet und bieten Grundlage für ein Unterrichtsgespräch (Was verbindet die einzelnen Gruppen? Welche Unterschiede gibt es? o.ä.). 

Spiele zur Stärkung der Gemeinsamkeit
Alle, die…

Die Gruppe steht im Kreis. Die Spielleitung beginnt. Wer sich angesprochen fühlt, geht in die Mitte, bis jemand aus der Gruppe eine neue „Alle, die..“- Idee hat usw („Alle, die ein eigenes Zimmer haben“, „Alle, die morgens gerne Müsli essen“ usw)

Den König stürzen oder Ochs am Berg

Die Gruppe steht in einer langen Reihe am Rand des Klassenzimmers, eine Spielerin/ein Spieler steht etwas 20m entfernt mit dem Rücken zur Reihe und erzählt eine Anekdote als Mittel-, Einzelkind oder als Erst- oder Letztgeborenes. Dabei unterbricht er/sie immer wieder die Erzählung und dreht sich zur Gruppe um, von der jede:r versucht, nach vorne zu kommen und den Erzähler/die Erzählerin zu berühren. Beim Umdrehen muss die Gruppe freezen, darf sich nicht bewegen. Wer wackelt, wird wieder nach hinten geschickt. Berührt einer den/ die Erzähler:in, ist er/sie dran mit einer neuen Geschichte.

Nicht den Boden berühren

Eines der Kinder erzählt eine Geschichte, die anderen bauen einen Parcours aus Stühlen, etc auf. Während der Erzähler/ die Erzählerin spricht, wird sie von ein oder zwei Personen über den Parcours geführt, den die anderen immer wieder neu aufbauen; d.h. die bereits berührten Teile werden an anderer Stelle wieder aufgebaut.   

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert