Endspiel (Fin de Partie)

Draußen das Nichts, drinnen die eigene Hölle. Und trotzdem bleibt ein Fünkchen Hoffnung in Samuel Becketts „Endspiel“. Zur Neufassung von Wolf-Dietrich Sprengers gelungener Inszenierung am St. Pauli Theater.

Clov (Stefan Kurt, li) ist genervt von Hamm (Sven-Eric Bechtolf) – Foto: Kerstin Schomburg

Die Kritik

Nichts mehr da: keine Fahrräder, keine Pralinen, keine Särge, nicht einmal mehr die Natur. Zeit ist nur noch ein Wort. Tag? Nacht? Alles gleich, alles grau, alles ein ewiger Kreislauf. Ein Entrinnen unmöglich. Das Leben in Samuel Becketts „Endspiel“ ist absurd, völlig ohne Sinn. Wäre es nicht so traurig, man könnte darüber lachen. Und genau das tut man in Wolf-Dietrich Sprengers Inszenierung am St. Pauli Theater mit den beiden großartigen Protagonisten Sven-Eric Bechtholf als blinden, gelähmten Hamm und Stefan Kurt als dessen Diener Clov. Kurt zeigt einen berührenden Clown, der mit Leitern kämpft und in seinen von Schmerzen geplagten Gang neckische Tanzschrittchen einfügt. Hamm nervt ihn. Widerwillig gehorcht er dessen Befehlen oder führt sie auf seine Weise aus, als brächte das ein bisschen Abwechslung ins trostlose Dasein. Immerhin kann Clov sehen und sich bewegen. Hamm nicht. Der aber spreizt sich bei Bechtholf als der Befehlende, er bemüht viel Pathos bei seinen endlosen Geschichten und ist doch nur ein armer Hund, der Glück nur noch aus der Erinnerung kennt. Ähnlich geht es seinen Eltern Nagg (Michael Prelle) und Nell (Barbara de Koy). Auch sie, die durch einen Unfall zur Bewegungslosigkeit verdammt und weggesperrt sind, leben nur von Erinnerungen. Doch sie alle haben ein Fünkchen Hoffnung: wieder aufrecht zu stehen, sich zu bewegen oder einfach nur fortzugehen. Ob es gelingt, bleibt offen.

Eigentlich ist diese Inszenierung das Recycling einer Produktion von Sprenger mit Bechtolf und Kurt, die vor 31 Jahren am Thalia Theater Premiere hatte, damals noch unter der Leitung von Jürgen Flimm. In Erinnerung an diesen Intendanten haben die drei Künstler zusammen mit Michael Prelle und Barbara de Koy eine traurig-komische Neufassung entwickelt, die noch bis zum 10. Januar am St. Pauli Theater zu sehen ist. 

Weitere Informationen unter: https://www.st-pauli-theater.de/programm/endspiel/

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