Der kleine Mozart

Wer hat schon mit vier Jahren eigene Kompositionen geschaffen? Mozart natürlich. Zur liebevollen Inszenierung von Andreas Franz am Allee Theater für Kinder.

Foto: Roxana Vlad

Die Kritik

Wie stellt man sich ein Wunderkind wie Mozart vor? Brav? Still? Ständig mit Üben beschäftigt? Letzteres stimmt, alles andere nicht. Wolfgang Amadeus Mozart, kurz „Wolferl“ genannt, war eine quicklebendige, rotzfreche, aber durchaus charmante Göre. Jedenfalls zeigt Eva Langer ihn so in der Wiederaufnahme von „Der kleine Mozart“ am Allee Theater für Kinder. Ihr Wolferl redet wie ein Wasserfall mit Wiener Klangfärbung. „Oarsch“ gehört ganz selbstverständlich zu seinem Wortschatz und auch sonst nimmt er kein Blatt vor den Mund.

Das Stück, das Barbara Hass als musikalische Reise verfasst hat, erzählt Mozarts Leben vom Kleinkindalter bis zu seinem 17. Lebensjahr, also bis zu seinem Durchbruch als Opernkomponist in Mailand. Regisseur Andreas Franz lässt die Geschichte in Rückblenden durch einen Moderator (im Wechsel: Marcus Prell/ Alessandro Gebhart) erzählen, Lieder aus Mozarts Repertoire wie „Komm lieber Mai und mache“ oder bekannte Arien aus der „Zauberflöte“ fließen in die Geschichte ein, verstärken und illustrieren sie. Begleitet werden die Sänger:innen dabei von einem dreiköpfigen Orchester  (Klavier, Geige und Flöte). 

Komponieren ist ganz leicht. Ein Würfelspiel hilft.

Aus den aufklappbaren Gesichtern zweier überlebensgroßer Pappengel (Bühne: Hendrik Nagel) sehen anfangs Mozart und seine ältere Schwester Nannerl (Maren Meyer) hervor und verwirren (übrigens sehr zum Spaß des Kinderpublikums) den Moderator, der nicht weiß, woher die Kommentare zu seinen Ausführungen kommen. Wenn die eigentliche Reise zurück in die Kindheit in Salzburg beginnt, steht auf der Bühne ein weißer Flügel. Kein richtiges Instrument natürlich, sondern ein vielfach bespielbares Möbel, das als Bett, als Kutsche, als Schiff oder als Krankenhaus dient. Mozart krabbelt und brabbelt, besitzt aber schon so ein feines Gehör, dass er die Fehler, die Nannerl beim Üben macht, sofort bemerkt. Bald schon verfasst der Vierjährige eigene Kompositionen, und weil das so einfach zu sein scheint, dürfen es Kinder aus dem Publikum über ein Würfelspiel mit ihm selbst versuchen. Vater Leopold Mozart (im Wechsel: Titus Witt/ Robert Elibay-Hartog) erkennt das Potenzial seines Sohnes und tourt mit beiden Kindern durch die Königshäuser Europas. Maren Meyers Nannerl verwandelt sich dafür vor dem Publikum mit einem Pappmaché-Kopf in ein Kutsch-Pferd, Jana Lou  gibt hinter Pappkostümen, die sie wie eine Anziehpuppe aussehen lassen (Kostüme: Barbara Hass), die Kaiserin Maria Theresa, Madame de Pompadour oder auch den Papst. Dass diese Herrschaften so steif wirken, hat wohl seinen Grund darin, dass sich Mozart von niemandem hat beeindrucken lassen. Er und Nannerl mit ihren knallbunten Kostümen sind wahre Farbtupfer bei Hofe. Die Inszenierung spart nicht Mozarts Pocken-Erkrankung aus, die ihn eine Zeit lang arbeitsunfähig macht. Aber schnell geht es weiter mit seinen Kompositionen, die ihn wieder gesunden lassen, und ihn schließlich zu dem führen, was er sich erträumt hat: Opernkomponist in Mailand zu werden.

Hier bricht die Geschichte nach gut 90 Minuten (inkl. Pause) ab, weil die Kinder (Mozart und Nannerl) ins Bett müssen. Aber vielleicht erzählt eine andere Inszenierung, wie es weitergeht. 

Weitere Informationen unter: https://alleetheater.de/events/der-kleine-mozart/

INFORMATIONEN FÜR LEHRKRÄFTE

Inhaltliche Schwerpunkte
  • Mozarts frühe Lust am Komponieren
  • Die beschwerlichen Reisen durch Europa
  • Die Vorstellungen an den Königshäusern
  • Der Durchbruch in Mailand
Formale Schwerpunkte
  • Einbettung der Geschichte als erzählerischer Rückblick
  • Illustration und Verstärkung des Erzählten durch Mozarts Kompositionen
  • Einbeziehung des Publikums
Vorschlag für Altersgruppe/Jahrgangsstufen

ab 5 Jahre

Zum Inhalt

 Im Rückblick erzählt ein Moderator zusammen mit Mozart und seiner Schwester Nannerl das Leben des jungen Wolfgang Amadeus, genannt Wolferl. Schon als Krabbelkind nervt es Mozart, wenn sich seine Schwester am Klavier verspielt. Mit vier Jahren schreibt er seine erste Komposition, die er zwar noch nicht selbst richtig umsetzen kann, die aber sein erstaunter Vater Leopold spielt. Von dem Zeitpunkt an glaubt der Vater an sein Wunderkind und reist mit ihm und Nannerl zuerst nach Wien, dann nach Paris, London und weiter durch Europa. An den Königshäusern wird Mozart gefeiert, allerdings bekommt er kein Honorar. Vater Leopold nimmt das zum Anlass, selbst öffentliche Konzerte gegen Eintrittsgelder zu organisieren, so dass die Familie wieder über Geld verfügt. Auf der Reise durch Europa erkrankt Mozart plötzlich an Pocken und ist für Monate nicht in der Lage zu spielen. Aber tatsächlich gelingt es ihm, wieder zu komponieren und durch die Musik wieder zu genesen. Mit 17 Jahren schafft er es nach Mailand und wird dort schließlich mit der Komposition für eine Oper beauftragt. Damit ist er am Ziel seiner Träume.

Mögliche VorbereitungeN

Die Theaterpädagogik des Allee Theaters stellt Lehrkräften auf Anfrage Material zur Vorbereitung unter theatepaedagogik@alletheater.de zur Verfügung.

Speziell für den Theaterunterricht: