Ein Kater und zwei Taler als einziges Erbe – kann man vergessen, oder? Vielleicht aber auch nicht. Schon gar nicht, wenn der Kater sprechen und ausgezeichnet denken und planen kann. Zu Nils Brauns liebevoller Inszenierung der Märchenoper „Der gestiefelte Kater“ am Hamburger Allee Theater für Kinder.

Weitere Informationen unter: https://alleetheater.de/events/der-gestiefelte-kater/
Die Kritik
Der Vater hat das Erbe ungerecht verteilt. Jedenfalls auf den ersten Blick. Der älteste Sohn bekommt die Mühle, der mittlere den Esel und für Jan, den jüngsten, bleibt nur noch der Kater. Allerdings – was heißt hier „nur“? Schon die Brüder Grimm hatten in ihrem Märchen „Der gestiefelte Kater“ den angeblich benachteiligten Sohn am Ende als Gewinner hervorgehen lassen, in der gleichnamigen Märchenoper ist das nicht anders: Dank der Raffinesse des sprechenden Katers darf Jan am Ende die Prinzessin heiraten und über die schönsten Ländereien herrschen.
Am Allee Theater für Kinder haben Nils Braun (auch verantwortlich für die Regie) und Marius Adam die Märchenoper für ein junges Publikum bearbeitet. Adam und Makiko Eguchi (musikalische Leitung) haben die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart mit nur drei Instrumenten (Klavier, Geige, Klarinette) auf ein vereinfachteres Niveau gebracht. Die gesprochenen Texte sind der aktuellen Umgangssprache („krass“, „voll peinlich“) angeglichen. Das hilft insgesamt sicherlich, denn die gesungenen Passagen – in den vom Ensemble übrigens trefflich dargebotenen Arien – sind schwer zu verstehen.
„Die Kunst ist das zu nutzen, was man hat.“
Sei’s drum. Das junge Publikum lässt sich trotzdem von der erzählten Geschichte fesseln. Das liegt nicht zuletzt an der Bebilderung: Da ist die fantasievoll ausgestattete Bühne (Monika Diensthuber). Wie ein ausklappbares Bilderbuch zeigt sie einen Palast mit Säulen, eine Landschaft mit einer Kutsche oder ein Eingangstor mit einer Katzenklappe (!), durch die der Kater in das Schloss schlüpft. Da sind die prachtvollen Kostüme (Irène Faure) mit goldenen Strümpfen, glänzenden, üppigen Roben, wallenden Perücken und natürlich den schicken Stiefeln des Katers. Die hatte er dem armen Jan (Berus Komarschela, auch in den Rollen des Vorkosters und 1. Leibarztes) von dessen letztem Geld abgeluchst, weil er weiß, dass er damit Eindruck schinden kann. Kleider machen nun mal Leute, und seine Rechnung geht entsprechend auf. Mit Susanne Lichtenberg ist der Kater großartig besetzt. Mit offensichtlichem Vergnügen und Charme zeigt sie einen Schalk, der schnell in allen Situationen die Oberhand gewinnt. Sei es, dass seine nicht immer astreinen Tricksereien zum Erfolg führen, sei es, dass er einem verzweifelten Küchenjungen (Mara Maria Moritz, auch als Schuster, Zaubereigehilfe und Erntearbeiterin) wieder Selbstbewusstsein gibt mit dem Satz: „Die Kunst ist das zu nutzen, was man hat.“ Mit spielerischer Leichtigkeit führt dieser Kater wie ein Moderator durch die 90minütige Vorstellung (inkl. Pause).
Vor allem nach der Pause spart die Inszenierung nicht mit Gags: ein ständig mit Klapsen vor dem Einschlafen gehinderter Oberhofzeremonienmeister (Cornelius Lewenberg, auch als älterer Bruder, 2. Leibarzt, Erntearbeiter und Zauberer Ogre), Jan, der sich bis auf die Unterwäsche ausziehen und in den eiskalten Bach springen muss – so etwas wird von den Kindern dankbar aufgegriffen. Der Weg, mit dem der Kater Jan zur Prinzessin (Lana Westendorf) führt, wird dadurch umso bunter – und bleibt vielen Kindern sicher in Erinnerung.
INFORMATIONEN FÜR LEHRKRÄFTE
Inhaltliche Schwerpunkte
- Wagemut
- Vertrauen in die eigenen Stärken
Formale SchwerpunKte
- Bühnenbild im Stil eines aufklappbaren Bilderbuches
- Überleitungen durch kurze Erzählpassagen
Vorschlag für Altersgruppe/Jahrgangsstufe
Ab 6 Jahre (das Theater empfiehlt ab 5 Jahre), ab Klasse 1
Zum Inhalt
Auf der Grundlage des Märchens der Brüder Grimm erzählt die Bearbeitung von Nils Braun und Marius Adam von einem sprechenden Kater, der mit viel List und Mut den armen Müllerssohn Jan mit der Prinzessin verheiratet und ihn zum Herrscher über die schönsten Ländereien macht.
Anfangs ist Jan überhaupt nicht begeistert vom Erbe seines Vaters. Während sein ältester Bruder die Mühle und der mittlere den Esel bekommen, bleiben für ihn nur der Kater und zwei Taler. Da hilft ihm zunächst auch nicht, dass der Kater zu Jans Erstaunen sprechen kann. Unverschämt geradezu findet er, dass er auch noch von seinem letzten Geld ein paar Stiefel angepasst haben möchte, weil die angeblich dabei helfen sollen, Jan zum König des Landes zu machen. Widerwillig lässt sich Jan darauf ein, muss aber schon bald anerkennen, wie das elegante Äußere des Katers helfen, Jan den Weg zum Erfolg zu ebnen. Der mutige Kater ist einfallsreich genug, sogar über den finsteren Zauberer Ogre zu triumphieren. Schließlich kann er sein Versprechen wahr machen: Jan heiratet die Prinzessin und wird Herrscher über die schönsten Ländereien.
Mögliche Vorbereitungen
- Brüder Grimm: „Der gestiefelte Kater“ (Vorlesen oder Lesen des Märchens; oder kurze Inhaltsangabe)
- Ausführliches Begleitmaterial zur Vor- und Nachbereitung bietet das Allee Theater auf Nachfrage an. Interessierte können es anfordern unter: theaterpaedagogik@alleetheater.de.