Wie ging nochmal das Märchen vom tapferen Schneiderlein? Oder das mit dem Froschkönig? Schwierige Fragen für so manchen Erwachsenen, wenn Kinder vorm Ins-Bett-bringen eines dieser Märchen hören wollen und das entsprechende Buch nicht aufzufinden ist. Wie sich aus der Verlegenheit eine sehr lustige, kunterbunte Mix-Geschichte erfinden lässt, ist derzeit in dem Familien-Musical „Es war einmal – 7 Märchen auf einen Streich“ am Schmidt-Theater zu sehen.
Die Kritik
Mutter muss zum Elternabend, Vater soll die Kinder ins Bett bringen. Kein Problem, eigentlich. Bloß wollen die Gören unbedingt noch ein Märchen hören. Vaters Kernkompetenz liegt aber leider nicht im Märchen erzählen. Vorlesen wäre noch okay (auch wenn laut Vater ein Märchen „schlimmer als jede Tagesschau“ ist), aber das entsprechende Buch ist nicht auffindbar. Bereitwillig helfen ihm die Kinder auf die Sprünge, er müsse nur mit der Formel „Es war einmal“ beginnen und die zum Beispiel mit „ein Schneiderlein“ ergänzen. Blitzschnell verwandelt sich das Hochbett im Kinderzimmer in eine Dachkammer, der Sohn mit einem Umhang in den Schneider.
„Erzählen! Erzählen!“, feuern die Darsteller*innen von Sohn und Tochter (alternierend: Karim Plett /Philipp Oliver Kuhn und Ann-Charlotte Wittmann/ Katrin Taylor) den Vater (Torsten Hamann/Veit Schäfermeier) zusammen mit dem Publikum an. Das ist damit bereits auf Betriebstemperatur und taucht ein in diesen irrwitzigen und irgendwie doch konsequenten Märchenmix von Heiko Wohlgemuth und den Mitsing-Songs von Martin Lingnau. Zentrale Figur bleibt das Schneiderlein, das verschiedene Aufgaben lösen muss, um endlich Schneewittchen, die Tochter des Königs, zu befreien. Dazu gehören: Dornröschen erlösen, Rotkäppchen finden, notfalls Frösche küssen. Carolin Spieß hat diese abenteuerliche Geschichte mit viel Witz und Fantasie inszeniert. Wie Kinder es aus eigenen Spielen kennen, werden Alltagsgegenstände oder Spielsachen Teile der vorgestellten Welt, wandelt sich der Vater vom Erzähler zum König oder zu einem der sieben Zwerge. Abschalten kann im Publikum niemand. Entweder man muss beim Auftreten der bösen Fee „Buh!“ rufen, Fragen beantworten oder den Schneider auf Gefahren hinweisen.
140 Minuten dauert die gesamte Vorstellung inklusive Pause. Kinder ab fünf Jahre können damit umgehen, jüngere (die leider auch immer wieder mitgenommen werden) eher nicht. Und die Erwachsenen? Die werden vor allem ihren Spaß an den offenbar ständig aktualisierten Gags haben. Insofern ist „Es war einmal – 7 Märchen auf einen Streich“ eine runde Sache für die ganze Familie.
Weitere Informationen unter: https://www.tivoli.de/programm-tickets/es-war-einmal?/