Braucht jemand was gegen Winterblues und schlechte Laune? Dann wäre ein Besuch im Ernst Deutsch Theater zu empfehlen. Dort läuft gerade Neil Simons unverwüstliche Komödie „Ein seltsames Paar“ in der Regie von Lennart Matthiesen mit einem bestens aufgelegten Ensemble.

Die Kritik
Die Stimmung ist gereizt. Die vier Herren – selbst nennen sie sich gerne „die Jungs“ – sitzen bei Oscar Madison zu Hause und wollen endlich mit dem Pokerspiel beginnen. Einmal in der Woche treffen sie sich, das hat mittlerweile Tradition. Aber irgendwie ist an diesem Tag der Wurm drin. Hausherr Oscar (Ulrich Bähnk) mischt so oft die Karten, dass der Jüngste in der Runde, der elegante Speed (K), entnervt mit den Augen rollt und irgendwann etwas von einem Denkmal murmelt für einen, „der sich todgemischt hat.“ Murray (Frank Jordan) reagiert gelassener und stört sich auch nicht so sehr an Vinnie (Stephan A. Tölle), der wie immer zu spät kommt und pünktlich wieder zu Hause sein muss. Nein, das alles ist nicht, was die Vier belastet. Es geht vielmehr um ihren gemeinsamen Freund Felix Ungar. Der ist bislang noch nicht aufgetaucht. Man weiß nur, dass sich kürzlich seine Frau von ihm getrennt hat und dass dem hochsensiblen Felix durchaus suizidale Absichten zuzutrauen sind.
Eine quer durch den Raum gespannte Wäscheleine signalisiert, dass hier jemand wenig Wert auf Schöner Wohnen legt.
Lennart Matthiesens Inszenierung nimmt sich Zeit für diese Anfangsszene. Indem er das schweigende Warten und das Kartenmischen ausspielen lässt, werden die Charaktere innerhalb der Männerrunde deutlich und eine untergründige Spannung aufgebaut. Neil Simons Komödie „Ein seltsames Paar“ hatte 1965 am Broadway Premiere und wurde ein Riesenerfolg, vor allem durch die Verfilmung mit Walter Matthau und Jack Lemon vier Jahre später. Matthiesen lässt hinsichtlich der Ausstattung die Sechziger Jahre wieder auferstehen: Jordans Murray und Tölles Vinnie tragen üppige Frisuren, unter ihren Hemden könnte man unkontrollierte Brustbehaarung vermuten. Lange Locken auch bei Cecily (Dagmar Bernhard), die später mit ihrer Schwester Gwendolyn (Julia Weden) bei Oscar auftaucht, beide in Patchwork-Hosenanzügen (Kostüme: Heike Engelbert). Oscars Wohnzimmer ist wenig liebevoll möbliert, eine quer durch den Raum gespannte Wäscheleine signalisiert, dass hier jemand wenig Wert auf Schöner Wohnen legt (Bühne: Ulrich Frommhold). Ist aber auch kein Wunder. Oscar ist schon seit einiger Zeit von Blanche geschieden und lebt jetzt drauflos, ohne sich um Äußerlichkeiten zu kümmern. Bähnk ist dafür die Idealbesetzung: laut, immer ein bisschen daneben mit wenig sensiblen Bemerkungen, trinkfreudig und treffsicher, was die Anzahl der Fettnäpfchen betrifft, aber eben auch gutherzig. Natürlich lässt er seinen Freund Felix (Harald Weiler) nicht hängen, der nach der Trennung maximal verzweifelt ist. Er überredet ihn, erst einmal bei ihm einzuziehen, schließlich sei die Wohnung ja groß genug. Und damit beginnt der Stress, denn anders als Bähnks Oscar ist Weilers Felix penibel, putzfreudig und hat einen Hang zur Weinerlichkeit und Hypochondrie. Dass es in dieser Wohngemeinschaft zu – für das Publikum sehr lustigen – Spannungen kommt, versteht sich daher von selbst. Eine unvorhergesehene Wendung ergibt sich durch den Besuch der beiden Schwestern, allerdings erst nach der Pause des zweistündigen Abends (inklusive Pause).
„Ein seltsames Paar“ ist eine Komödie par excellence. Regie und Ensemble nehmen die Figuren ernst und lassen sie gerade dadurch so komisch wirken. Und was hilft in diesen Zeiten mehr, als einmal richtig abzulachen?
Weitere Informationen unter: https://www.ernst-deutsch-theater.de/programm/veranstaltung/ein-seltsames-paar-437
INFORMATIONEN FÜR LEHRKRÄFTE
Inhaltliche Schwerpunkte
Zusammenleben zweier unterschiedlicher Charaktere
Formale SchwerpunKte
Realistische Spielweise in realistischem Bühnenbild
Vorschlag für Altersgruppe/Jahrgangsstufe
- Ab 15/16 Jahre, ab Klasse 10
- Empfohlen für den Theaterunterricht
Zum Inhalt
Oscar Madison ist seit einer Weile von seiner Frau Blanche geschieden, sein bester Freund Felix Ungar lebt gerade mitten in einer Trennung und ist so unglücklich, dass sich Oscar und die allwöchentlich tagende Pokerrunde Sorgen um ihn machen. Fürsorglich bietet Oscar dem Freund an, übergangsweise bei ihm zu wohnen. Felix nimmt an, und damit beginnen die Spannungen: Der unordentliche, trinkfreudige und überaus lebensbejahende Oscar wird mit dem Ordnungs- und Putzfimmel von Felix sowie dessen Wehleidigkeit konfrontiert, die Freundschaft leidet. Das wird auch nicht besser, als Oscar die beiden Schwestern aus der Wohnung unter ihnen einlädt und das Treffen letztlich ganz anders endet als vorhergesehen.
Mögliche Vorbereitungen
Speziell für den Theaterunterricht
Übungen zum Status
Auffädeln
Alle TN (= Teilnehmer:innen) stehen im Kreis, Füße schulterbreit, Schultern gerade, Kopf gerade, als wenn ein Faden durch den Körper geht (vgl. Gangart 3). Der Faden wird abgeschnitten, der Oberkörper fällt nach vorne und fädelt sich Wirbel für Wirbel auf, bis neutrale Haltung wieder eingenommen. Dann Arme nach oben ausstrecken so weit wie möglich, ohne dabei auf die Zehenspitzen zu gehen, dann wieder den Oberkörper fallen lassen und wieder auffädeln.
Körperspannung probieren
Die Zahlen in Klammern zeigen die Körperspannung von 1 (=ohne Spannung) bis 5 (maximale Spannung) an.
Die Gruppe steht im Kreis, die Spielleitung gibt vor:
- neutraler Stand, Faden an Decke (3)
- Faden lockert sich (2)
- Faden reißt (1)
- Faden spannt sich stärker (4)
- Faden zerrt an dir (5)
- Teilung der Gruppe in A und B (10’)
Raumlauf zu Körperhaltungen
Die Spielleitung gibt vor:
- locker, ohne Spannung. Wenn du jemanden triffst, weiche aus, blicke auf den Boden
- Hebe ab und zu den Blick, wenn du Jan siehst, blicke sofort zu Boden
- Bleib stehen, nimm möglichst wenig Platz ein.
- Du bist unruhig, kannst nicht still stehen, ziehst an deinem T-Shirt, greifst dir in die Haare, lachst
- Tempo 3, Spannung 3, Hebe den Kopf, blicke geradeaus,
- Wenn du jemanden triffst, sieh nicht weg, fixiere ihn. Weiche niemandem aus.
- Bewege dich ruhig, gehe so, als ob dir der gesamte Raum gehört.
- Bleib stehen, beide Beine fest auf dem Boden, blicke ruhig um dich, die Arme hängen, du brauchst sie gerade nicht. (5’)
Reflexion in der Gruppe, Einführung der Begriffe Hoch- oder A-Status und Tief- oderB-Status.
Entwicklung einer Szene mit Statuswechsel
Aufgabe:
Tut euch paarweise zusammen und probt eine Szene, in der der ursprüngliche Status kippt/ wechselt. Schafft dafür zunächst eine Situation, in der der Status deutlich wird (Achtet auf Körperhaltung) und vollzieht dann einen klar erkennbaren, sinnvollen Statuswechsel. Dabei dürft ihr eigenen Text verwenden.
Situation: Du bist beim Schwarzfahren erwischt worden.