Anderthalb Jahre lang ein Fest. Genauer gesagt vom 6. Oktober 2024 bis zum 28. März 2026. Es sind die Eckdaten um den 10. Todestag (7. Oktober 2024) und den 100. Geburtstag (17. März 2026) von Siegfried Lenz, um die Axel Schneider schon seit zwei Jahren herumdenkt. Und jetzt kann es endlich losgehen mit seinem Monsterprojekt „Lenz auf die Bühne“. In den Hamburger Kammerspielen, dem Altonaer Theater, dem Harburger Theater und dem Lichtwark Theater Bergedorf, kurz: den Bühnen, die Schneider leitet, werden circa 90 Veranstaltungen zu dem wohl erfolgreichsten Literaten des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts zu sehen sein, darunter 14 Matinees, zwei Buchadaptionen als Uraufführungen und die Premiere von Lenz’ Komödie „Das Gesicht“.
Schneider hat in den letzten beiden Jahren mächtig Klinken geputzt und so die Unterstützung der Siegfried-Lenz-Stiftung, des Freundeskreise seiner Theater und der Körber-Stiftung sowie die Förderung der Hamburger Behörde für Kultur und Medien gewinnen können. Denn natürlich Siegfried Lenz ist ein Thema. Denkt man zumindest. Fragt man allerdings die Generationen der 15- bis 20jährigen nach dem Autor oder gar einem so berühmten Werken wie „Deutschstunde“, wird peinlich auf die Schuhe gestarrt. Lenz – äh, keine Ahnung. Schneider will das ändern. Unter dem Motto „Der Lenz ist da“ sind Projekte mit Schulen vorgesehen mit dem Ziel, den Autor lesbar und erfahrbar für die kommenden Generation zu machen.
Ein „Riesenkosmos“, der „nur schwer zu fassen“ ist.
Lenz , so Schneiders Ziel, soll wieder ins Bewusstsein gerückt werden, und das nicht nur mit einer einzigen Veranstaltung zu seinem Geburtstag, sondern mit einer ganzen Reihe.
Günther Berg, Vorsitzender der Siegfried-Lenz-Stiftung, spricht denn auch in diesem Zusammenhang von einem Unterfangen, das „an Kühnheit kaum zu überbieten“ ist, da es sich bei Lenz’ Werk um einen „Riesenkosmos“ handelt, der „nur schwer zu fassen“ ist. In gedruckter Form soll er in einer 27bändigen Werkausgabe – bisher Unveröffentlichtes inklusive – gespiegelt werden, auf der Bühne wird er so weit wie möglich mit Beteiligung des Publikums lebendig. Das erhofft man sich von der Eröffnung am 6. Oktober, der„Gala zu Leben und Werk“, die mit Szenen aus den drei Premieren, Leseschnipseln und musikalischen Beitragen das gesamte Thema anzureißen versucht. Oder den verschiedenen Matinees (alle in den Kammerspielen, alle moderiert von Günther Berg), die als eine Mischung aus Forschung und Performance dem Publikum „alle Themen, die uns interessieren“, so Berg, vorführen. Offenbar finden das auch bekannte Schauspier*innen wie Barbara Auer, Ulrich Mathes oder Burkhard Klaußner (die Liste ist deutlich länger und noch lange nicht abgeschlossen) so spannend, dass sie sich für die Matinees zur Verfügung gestellt haben.
„Heimatmuseum“ und „Der Überläufer“ als Bühnenadaptionen
Am 3. November wird Axel Schneiders Bühnenfassung des gut 800 Seiten starken Romans „Heimatmuseum“ am Altonaer Theater uraufgeführt. Schneider interessieren die heute wieder aktuellen Fragen von Geflüchteten nach dem, was Heimat bedeutet. Im Harburger Theater hat am 8. November die Komödie „Das Gesicht“ in der Regie von Georg Münzel Premiere, am 15. März 2026 gibt es dann in den Kammerspielen die Uraufführung von „Der Überläufer“. Das Roman-Skript war 1951 von Lenz’ Verlag abgelehnt worden, verschwand dann in der Schublade und wurde erst 2016 wiedergefunden. Das Dramaturgie-Team der Hamburger Kammerspiele wird den Text für die Bühne bearbeiten. Am 28. März 2026 endet „Lenz auf die Bühne“ mit „Die lange Nacht der Deutschstunde“. Ungefähr acht (!) Stunden lang wird der wohl bekannteste Roman des Autors von verschiedenen Schauspieler*innen gelesen und gespielt, dazwischen gibt es zwei Essenspausen – ein richtiges Event zum Abschluss als nachträgliches Geschenk zum 100. Geburtstag. Save the one and a half years!