Das mit dem Schlafen ist so eine Sache. Dann werden Träume lebendig, die vielleicht von Ängsten erzählen, aber vielleicht auch nicht. Vielleicht sind sie sogar sehr lustig und machen Mut für den nächsten Morgen. Merkwürdig nur, woher all diese Bilder kommen. Zu Ceren Orans liebevollem Tanztheaterstück „Nachtgeflüster“ im Jungen Schauspielhaus.
Die Kritik
Ist schon ein komisches Gefühl so im Dunkeln im Bett zu liegen. Der Schlaf kommt ganz allmählich und erzeugt einen Zwischenzustand, indem man noch nicht richtig schläft, aber auch nicht mehr richtig wach ist. Was jetzt noch von außen zu hören ist, bekommt etwas Zauberhaftes, manchmal auch Unheimliches.
Das Studio des Jungen Schauspielhauses ist in nachtblaues Licht getaucht. Von der Decke hängen silbrig glänzende Sterne, in der Bühnenmitte liegt ein Haufen blauer Kissen (Bühne und Kostüme: Sigrid Wurzinger). „Glaubst du, er fürchtet sich vor der Dunkelheit?“, fragt eine Stimme aus dem Off. „Ja“, antwortet eine andere. So in etwa würde sie ein Kind wahrnehmen, das in seinem Bett liegt und einschlafen soll. Tut es aber nicht. Zu einer zarten Musik (Benny Omerzell) winkt plötzlich eine Hand aus dem Kissenberg, dann eine zweite, eine dritte, eine vierte. Dann ein Fuß, ein zweiter, ein dritter, ein vierter. Der Kissenberg wird zu einem flirrenden Etwas, aus dem sich zwei Mädchen in Schlafanzügen (Nana Jørgensen, Jara Bihler) hervorschälen und sich gegenseitig betrachten.
Das glitzernde Monstrum nimmt ihn auf die Schulter und macht ihn zum König.
Ein lautes Schnarchen dringt aus einem Ohrensessel, in dem ein Junge mit einer Schlafmütze (Severin Mauchle) felsenfest schläft. Selbst das Aufrichten, Hin- und herpendeln, das Drauflegen und Draufsetzen wecken ihn nicht. Erst durch die Klänge eines (Schlaf-?)Liedes wird er wach und beginnt mit den Mädchen zunächst eine richtig tolle Kissenschlacht. Erst dann spielt er zusammen mit ihnen seine offensichtlichen Ängste durch. Er lässt sich nach einigem Zögern von der Wölbung am hinteren Bühnenrand in die Kissen fallen, bewältigt auf einer aus Kissen gebauten Straße einen langen Weg oder erkennt, dass das glitzernde Monstrum ihn auf die Schulter nehmen und zu einem König mit einem schimmerndem Mantel machen kann.
Die international arbeitende Tänzerin und Choreografin Ceren Oran hat mit „Nachtgeflüster“ ihre zweite Tanz-Performance am Jungen Schauspielhaus entwickelt. Eine gut 50minütige, liebevolle und zum Teil sehr lustige Produktion, die Kinder ab fünf Jahre – und deren begleitende Erwachsene nicht minder – verzaubert.
Weitere Informationen unter: https://junges.schauspielhaus.de/stuecke/nachtgefluester-5
INFORMATIONEN FÜR LEHRKRÄFTE
Inhaltliche Schwerpunkte
- Der Zustand zwischen Schlafen und Wachen
- Traumbilder
- Bewältigung von Ängsten im Traum
Formale Schwerpunkte
Umsetzung von Zuständen in tänzerische Bewegungen
Vorschlag für Altersgruppe/Jahrgangsstufe
- ab 5Jahre
- empfohlen für Elementar- und Vorschulgruppen sowie für Grundschulklassen
Mögliche VorbereitungeN
Im Stuhlkreis oder Gruppengespräch:
- Gehst abends gerne schlafen?
- Welche Gefühle hast du im dunklen Zimmer? Was hörst du?
- An welche Träume erinnerst du dich?