Es geht auch mal ohne Worte. Wenn man einfach nur der Musik zuhören und den wunderbar poetischen Bildern zuschauen kann, die das Ensemble FC Bergman mit seiner Produktion „Works and Days“ auf die Bühne zaubert. Im Rahmen der Lessingtage ist sie bis zum 19. Januar am Thalia Theater zu sehen.
Die Kritik
Wer den Hinweis des Thalia Theaters zu „Works and Days“ liest, erfährt Folgendes: Die belgische Theatertruppe FC Bergman beackert auch in dieser Produktion ihr Lieblingsthema, die Metamorphosen. Der Titel entstammt einem Gedicht des griechischen Dichters Hesiod, die Produktion selbst ist inspiriert von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Okay, aber wer das alles nicht weiß, kommt genauso gut, wenn nicht sogar besser durch diesen Abend. In 70 Minuten entwickelt er ein Bild aus dem anderen und lässt das Publikum wie Kinder staunen.
Der Versuch einer genaue Beschreibung des Bühnengeschehens muss scheitern, da sich keine logische Abfolge, sondern vielmehr eine Assoziationskette entwickelt, die sich einer eindeutigen Interpretation entzieht. Die überwiegend schwach beleuchtete Bühne bietet den Rahmen für Szenen, die an Arbeit erinnern und die dann in eine traumartige Sphäre driften. Da fräsen sieben Schauspielende mit einem altmodischen Pflug eine Schneise in den Bühnenboden, holen bunte Splitter hervor und sortieren sie, einem verabredeten Rhythmus gehorchend, nach Farben. Später tauchen diese Splitter als Kostüm auf für pyramidenartige Figuren, die rhythmisch mit den Hölzern klackern und dann die Kostüme wie zu einem Scheiterhaufen aufschichten. Aus Balken wird mit Hilfe von Seilen ein Gerüst gezimmert. Eine alte Frau versucht in strömendem Regen den Pflug zu bewegen und gräbt sich im Schlamm eine Furt. Ein mit Decken verkleidetes, elefantöses Wesen tritt auf. Bald darauf wird ihm ein Kind in einem fleischfarbenen Ganzkörperkostüm aus dem Leib gezogen, danach die Innereien. Die aber sind bunte Tücher, die über das Gerüst gehängt werden. Poetische Bilder und Szenen entstehen auf diese Weise, deren jeweilige Atmosphäre und Rhythmus von den beiden fabelhaften Musiker Joachim Badenhorst und Sean Carpio bestimmt werden. Der Abend endet mit einem Augenzwinkern: Nachdem explosionsartig Ananasfrüchte aus dem bunten Bühnenboden geschossen sind, tritt ein Roboterhund auf: Tok,tok, tok machen seine Schritte. Ein glühendes Auge richtet sich ins Publikum, dann hebt er eine Pfote und winkt.
Man muss gar nicht erst versuchen, das alles zu verstehen. Man darf sich auch einfach mal entführen lassen in diese skurrile, wundersame Welt von FC Bergman.
Weitere Informationen unter: https://www.thalia-theater.de/stueck/works-and-days-2024