Auf Zucker

Süßes ist großartig. Oder doch gefährlich? Oder irgendwie beides? Als „Selbstversuch mit sieben Süßigkeiten“ sucht das Fundus Theater nach differenzierten Antworten. 

Foto: Fundus Theater

Die Kritik

Wieviel Zucker nimmt ein Hamburger Kind im Durchschnitt täglich zu sich? Der Künstler Matthias Anton schüttet langsam Zucker in einen durchsichtigen Behälter, die Zuschauer*innen sollen sagen, wenn sie meinen, dass die Marke erreicht ist. „Stop!“, rufen die ersten Kinder. Zu früh. Anton schüttet weiter und weiter. Erst bei 114 Gramm ist Schluss. Eine beeindruckende Menge. Sie wird noch plastischer, als sie auf das Publikum verteilt wird: 114 Gramm geteilt durch die Anzahl der Zuschauer*innen ergibt 2 Gramm, so viel wiegt ein Stück Zucker,  das jetzt jedes Kind bekommt. Auf ein Zeichen hin darf es ausgepackt und bei geschlossenen Augen möglichst langsam im Mund gelutscht werden. Und wie fühlt sich das an? Wie reagiert der Körper?

Ganz klar, Zucker macht glücklich.

Da das Fundus Theater ein Forschungstheater ist, geht es auch in „Auf Zucker“, einer Koproduktion mit dem Zürcher Theater Spektakel, darum, gemeinsam mit dem Publikum ein Phänomen oder einen Gegenstand zu untersuchen. In diesem Fall ist es Zucker. Ein langer Tresen mit Gläsern voller bunter Süßigkeiten stimmt auf das Thema ein, drei mitforschende Kinder geben über Video ihre Beziehung zu Süßem ab, später werden sie auch als Jury beim Wettbewerb um die süßeste Frucht eingesetzt (Bühne und Video: Hanno Krieg). Regie und Konzept (Sibylle Peters) zielen darauf ab, die Kinder zum Mitmachen und Mitdenken zu animieren. Da geht es nicht nur um das Einschätzen des durchschnittlichen Zuckerkonsums eines Hamburger Kindes. Es geht auch darum, wie das Süße durch den Körper wandert. Ein grünes Gummibärchen zum Beispiel. Wie das aussieht, zeigt Performer Moritz Frischkorn in einem Tanz, und es gelingt ihm sogar, dass es ihm ein kleiner Zuschauer auf der Bühne gleichtut. Ganz klar, Zucker macht glücklich. Aber kann man ihm widerstehen? Und warum verlangt man gleich danach wieder nach Süßem? Anhand eines Videos wird erklärt, wie Zucker im Körper aufgenommen wird und das Hormon Dopamin ausschüttet. Schade, dass diese wie auch einige andere aufschlussreiche Erklärungen nicht immer gut zu verstehen sind. Hier täte das Theater gut daran, ein paar Mikrofone mehr bereit zu stellen. 

Auch die Geschichte des Zuckers ist spannend.

Doch es geht nicht nur um die Wirkung von Zucker. Auch dessen Geschichte ist spannend. In einem Spiel zeigen die Performer, wie der Zucker vor 300 Jahren nach Europa kam, wie Afrikaner*innen zu dessen Herstellung versklavt wurden und dass irgendwann die Zuckerrübe für die Produktion verwendet werden konnte. 

In den 80 (vielleicht ein wenig zu langen) Minuten wird das Thema Zucker von unterschiedlichen Seiten her beleuchtet. Statt einer einseitigen Bewertung wird der Umgang mit Süßem dem Publikum selbst überlassen. Aber das hat eine Menge gelernt und selbst die Kleinen werden – hoffentlich – ab und zu den eigenen Konsum überdenken. 

Näheres unter: https://fundustheater.reservix.de/tickets-auf-zucker-fundus-theater-forschungstheater-4-12-j-erw-ein-selbstversuch-in-sieben-suessigkeiten-in-hamburg-fundus-theater-am-6-4-2023/e2044009

INFORMATIONEN FÜR LEHRKRÄFTE

Inhaltliche Schwerpunkte
  • Die Wirkung von Zucker
  • Der Weg des Zuckers durch den Körper
  • Die Bedeutung von „süß“
  • Der Weg desZuckers nach Europa
  • Die Rolle der Zuckerrübe
Formale Schwerpunkte
  • Demonstration von Forschungsergebnissen über Spiel und/oder Video
  • Gemeinsame Untersuchung von Forschungsfragen
  • Teilhabe aller Kinder im Publikum durch Versuche
Vorschlag für Altersgruppe/Jahrgangsstufen
  • 4 – 12 Jahre, von Kita bis Klasse 6
Zum Inhalt

Das Publikum erprobt zusammen mit den Performern die Wirkung von Zucker im eigenen Körper. Es erfährt, 

  • dass über den Genuss von Süßem das Hormon Dopamin ausgeschüttet wird, das kurzfristig ein Glücksgefühl herbeiführt, aber schnell wieder verschwindet, weshalb der Körper erneut nach Zucker verlangt
  • dass Zucker Energie spendet und u.a. zur Ausbeutung von Arbeitskräften verwendet wurde  
  • dass Zucker ursprünglich ein indisches Gewürz war und erst vor 300 Jahren nach Europa gekommen ist
  • dass Sklaven aus Afrika Zuckerrohr verarbeiten mussten
  • dass später die Zuckerrübe in Europa angebaut und anstelle des Zuckerrohrs zur Herstellung von Zucker verwendet wurde
  • dass Zucker in vielen Lebensmitteln (z.B. Tomatenketchup, Pizza usw.) „versteckt“ ist .
Mögliche VorbereitungeN

Im Gespräch mit der Gruppe – je nach Altersstufe – sammeln:

  • Wieviele Süßigkeiten esst ihr im Durchschnitt?
  • In welchen Lebensmitteln ist Zucker enthalten?
  • Wieviel Zucker nehmt ihr täglich zu euch?

Das Fundus Theater bittet darum, vor dem Besuch der Vorstellung möglichst keinen Zucker zu essen. Während der Vorstellung wird Süßes verabreicht, allerdings wird dadurch die durchschnittliche Zuckerdosis, die Hamburger Kinder am Tag zu sich nehmen, nicht überschritten.