Der Zauberer von Oz

Den „Zauberer von Oz“ kennt in den USA jedes Kind. Bei uns ist das eher nicht der Fall. Doch das kann sich ändern. Eine Bühnenfassung des amerikanischen Kinderbuch-Klassikers ist jetzt in Alexander Klessingers Inszenierung am Ernst Deutsch Theater zu sehen.

Auf dem Weg zum Zauberer (v. li: Till Gedack in der Rolle des Löwen, Jara Bihler in der Rolle der Blechfrau, Anna Maria Köllner in der Rolle der Dorothy, Philipp Lehfeldt in der Rolle des Strohmann ) – Foto: Oliver Fantitsch

Die Kritik

Alles grau und langweilig in Kansas. Draußen nur Erdölbohrungen, im Haus nur farblose Treppen und Geländer (Bühne: Christopher Dippert) und dazu noch Eltern, deren Gesichter durch Pappmasken unbeweglich gemacht sind. Kein Wunder, dass Dorothy (Anna Maria Köllner) und ihr Hund Toto (Severin Mauchle) sich nach Farben, ach was: nach einem bunten Leben sehnen. Ein Wirbelsturm kommt ihnen da gerade recht. Er katapultiert die beiden in das Märchenland des Zauberers von Oz. Dorothy trägt plötzlich rote Schuhe, deshalb werden sie und Toto von einer Hexe (Anna Krestel) verfolgt, der die Schuhe gehören. Sie treffen auf so merkwürdige Gestalten wie den Strohmann (Philipp Lehfeldt), den Blechmann (Jara Bihler) und den Löwen (Till Gedack). Sie alle haben wie Dorothy und Toto eine Sehnsucht nach etwas Verlorenem: der Strohmann nach Verstand, der Blechmann nach einem Herzen und der Löwe nach Mut. Sie hoffen, dass ihnen der Zauberer von Oz helfen kann, das alles wiederzufinden. 

1900 erschien Lyman Frank Baums „Der Zauberer von Oz“ in den USA und wurde dort zu einem Klassiker der Kinderliteratur. Verfilmungen steigerten dessen Bekanntheit noch weiter. Es handelt sich ja auch um eine spannende Geschichte. Denn Dorothy, Toto und ihre Begleiter erleben auf ihrer Reise zum Zauberer jede Menge Abenteuer und erkennen dabei, dass das, wonach sie sich sehnen, ganz tief in ihnen selbst zu finden ist. Es braucht nur Zuversicht und die Solidarität der anderen, um genau das zu entdecken. Das ist die eigentliche Botschaft dieses Märchens.

Klessingers Inszenierung gerät dank eines fabelhaften Ensembles schwungvoll und temporeich.

Ayla Yeginers und Alexander Klessingers Bühnenfassung für das Ernst Deutsch Theater gerät in Klessingers Inszenierung dank eines fabelhaften Ensembles schwungvoll und temporeich. Lena Kirchberger hat die Figuren in fantasievolle Kostüme gesteckt, ein Trampolin in der Mitte der Bühne sorgt dafür, dass sie nicht nur im Sturm, sondern wann immer sie wollen, fallen und in die Höhe springen (Choreografie Trampolin: Ross McDermott). Farbiges Licht kann die Welt ganz grün oder kunterbunt erscheinen lassen, Songs sollen wie derzeit bei jedem Kinder- oder Familienstück die Handlung auflockern. Ob das tatsächlich immer sinnvoll ist, bleibt die Frage. Denn die als Popsongs daherkommenden Lieder (Musik: Alexander R. Schweiß, Liedtexte: Yeginer/Klessinger/Schweiß) beschreiben überwiegend die Zustände einer Figur und halten damit die Handlung an, statt sie voranzubringen. Anspruchsvoll ist auch der Prolog der Inszenierung. Außer Toto treten die Figuren in Schutzanzügen auf und überlegen, welche Rolle sie spielen werden. In der Anfangsszene sieht man dann Dorothys Eltern mit übergroßen Pappmasken am Tisch sitzen, ihre Texte werden von den Schauspieler:innen am Rand gesprochen. Vierjährige (das Theater empfiehlt die Vorstellung ab 4 Jahre) werden das nicht unbedingt verstehen, auch gerät die eigentliche Abenteuergeschichte und die damit verbundene Botschaft trotz der 90 Minuten (inklusive Pause) ein wenig zu knapp. Ältere Kinder und ihre erwachsene Begleitung werden dagegen ihren Spaß haben. 

Weitere Informationen unter: https://www.ernst-deutsch-theater.de/programm/veranstaltung/der-zauberer-von-oz-436

INFORMATIONEN FÜR LEHRKRÄFTE

Inhaltliche Schwerpunkte
  • Sehnsucht nach etwas Verlorenem
  • Erkennen der eigenen Möglichkeiten und Kräfte
  • Macht der Gemeinschaft
Formale SchwerpunKte
  • Erkennbare Übernahme von Rollen
  • Verfremdungen durch Masken
  • Songs zur Einführung von Personen
Vorschlag für Altersgruppe/Jahrgangsstufe

Anders als vom Theater empfohlen: ab 6 Jahre, ab Klasse 1

Zum Inhalt

Dorothy und ihr Hund Toto sehnen sich nach Farbe, denn in ihrer Heimat Kansas ist alles grau und langweilig. Als ein Wirbelsturm sie in das Märchenland des Zauberers von Oz bringt, erleben sie merkwürdige Dinge: Dorothy trägt plötzlich die roten Schuhe, die eigentlich einer Hexe gehören, und sie treffen Figuren wie den Strohmann, den Blechmann und den Löwen, die alle etwas vermissen: der Strohmann seinen Verstand, der Blechmann sein Herz und der Löwe seinen Mut. Gemeinsam begeben sie sich auf die Reise zum Zauberer, in der Hoffnung, dass der ihnen ihre Wünsche erfüllen kann. Unterwegs erkennen sie jedoch ihre eigenen Stärken und merken, dass sie sich ihre Wünsche selbst erfüllen können. Der Zauberer entpuppt sich als Despot, dem sie zusammen mit der Hexe Paroli bieten.

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