Bildstark und politisch wird es in den acht Neuproduktionen am Jungen Schauspielhaus. Und drei neue Ensemblemitglieder sind auch dabei.
Die letzte Spielzeit lief prima im Jungen Schauspielhaus. Eine durchgängige Auslastung von über neunzig Prozent kann sich mehr als sehen lassen. Nach drei Jahren im neuen Haus am Wiesendamm seien sie jetzt „richtig angekommen“, strahlt Leiter Klaus Schumacher. Das hat man auch außerhalb von Hamburg bemerkt. Vier unterschiedliche Produktionen sind zu vier unterschiedlichen Festivals eingeladen worden, was allerdings dazu führte, dass gerade im Mai, als die Stücke mit Technikern und Ensemble unterwegs waren, der Spielbetrieb in Hamburg etwas ausdünnte. Der Personalschlüssel ist eben „ein Nadelöhr“, so Schumacher, aber letztlich ein Luxusproblem.
Das hohe Niveau will man selbstverständlich auch in der neuen Spielzeit halten. Acht Neuproduktionen, darunter zwei Uraufführungen und die neue Lesereihe „HörenSagen“ zum Thema Flucht und Migration, stehen auf dem Spielplan. Der setzt nicht nur auf spannende Geschichten, sondern auch auf deutlich politische Akzente. Zum Beispiel bei Krabat von Ottfried Preußlers, mit dem die neue Saison am 21. September eröffnet wird. Vor zehn Jahren lief Krabat im Großen Haus als Familienstück zu Weihnachten für Kinder ab 8. Die Produktion am Wiesendamm in der Fassung von Mathias Spaan (auch verantwortlich für die Regie) und StanislavaJevic konzentriert sich auf Preußlers traumatische Erfahrungen während des Krieges, die er in den Roman hat einfließen lassen, und gibt dies sehr viel düstere Inszenierung erst ab 12 Jahre frei. Bei der Premiere stellen sich auch gleich die drei neuen Ensemblemitglieder vor: die gebürtige Berlinerin Anastasia Lara Heller und die in Hamburg geborenen Parsa Yaghoubi Pour und Payam Yazdani, beide mit iranischen Wurzeln. Jara Bihler, Nico-Alexander Wilhelm und Severin Mauchle werden künftig nur noch als Gäste in den Repertoire-Stücken dabei sein.
Am 12. Oktober gibt es eine Wiederaufnahme von Tiere im Hotel (ab 5 Jahre). Es folgt am 8. November die SchauSpielRaum-Produktion Im Spiegelsaal nach der Graphic Novel von Liv Stromquist. Im Zentrum steht der Schönheitsbegriff, Meera Theunert wird das Stück mit einem Mix-Ensemble aus jungen Laien entwickeln (ab 13 Jahre). Am 29. November hat mit Die Leiden der jungen Werte (richtig, die Anspeilung an den Goethes berühmten Roman ist gewollt) eine weitere SchausSpielRaum-Produktion Premiere, die unter der Leitung von Till Wiebel mit jungen Expert:innen des Alltags, also Laien, die Frage untersucht: Wie liebt, wie leidet man heute? Haben sich die Maßstäbe seit Goethes Briefroman verändert? (ab 13 Jahre). Vier Premieren also bis zum Dezember, dazu aber weiterhin Stücke aus dem Repertoire wie Sandwiches, Ferdinand der Stier, Subjekt Woyzeck, Die Erfindung meiner Kindheit und Was das Nashorn sah. Wichtig zu wissen: Alle Vorstellungen bis Dezember können schon jetzt gebucht werden.
Aber es war ja von acht Produktionen die Rede. Das bedeutet: Mit Aus dem Nichts nach dem Film von Fatih Akin, einer eigenen Fassung von Nils Holgersson, Bambi und Fiesta geht es in der zweiten Spielzeithälfte weiter. Es wird also spannend.
Weitere Informationen unter: https://junges.schauspielhaus.de/premieren-2024-25