Wie im Himmel-As in’n Heven

Ein Chor – das ist nicht nur ein Gesang von vielen. Ein Chor ist, wenn es gut läuft, ein Team mit gegenseitigem Respekt und Sinn für die Gemeinschaft. Dann kann so ein Chor über sich hinaus wachsen und nach den Sternen greifen. Wie jetzt zu sehen in Harald Weilers Inszenierung von „Wie im Himmel- As in’n Heven“ am Hamburger Ohnsorg Theater

Begeisterung für den Chor (v.li: Flavio Kiener, Nele Larsen, Florian Miro, Rabea Lübbe, Meike Meiners, Philipp Weggler) – Foto: Oliver Fantitsch

Die Kritik

Daniel Daréus geht es nicht gut, sein Husten klingt schlimm. Und wie er so dasteht in schwarzem Anzug und Mantel an einer nebligen Landstraße, ist klar: Der Stardirigent hat seinen Job und das internationale Parkett verlassen und ist auf dem Weg in sein Heimatdorf, um zu den wesentlichen Dingen, vor allem aber zu sich selbst zurückzufinden. „Ich will zuhören“, sagt Daniel (Flavio Kiener)  und formuliert eher flüsternd seine Gedanke zur Selbstfindung noch in lupenreinem Hochdeutsch. Das ändert sich, als Arne (Marco Reimers), sein alter Kumpel aus Schultagen, auftritt. Der ist ein Freund großer Gesten und unmissverständlicher Direktheit, das Dorf-Alphatier eben, Cowboystiefel, Cowboyhut (Kostüme und Bühne: Beate Zoff) und sein „Born-to-be wild“-Handy-Klingelton sind dafür gebührende Accessoires. Mit dieser Begegnung und spätestens dann, wenn die Drehbühne den Blick auf den in hellem Holz gestalteten Gemeindesaal mit Pfarrei freigibt, ist Daniel wieder mitten drin im Dorfleben und schwenkt aufs Plattdeutsche um, schließlich erleben wir ja eine Inszenierung im Ohnsorg Theater.

Der Chor hat deutlich mehr Zulauf als die Gottesdienste.

Da ist es einfach sinnvoller, wenn die Handlung im nordfriesischen Hattstedt und nicht irgendwo in Schweden spielt wie im Original von Kay Pollak. Der hatte mit seinem Film „Wie im Himmel“ 2005 einen Riesenerfolg, wurde für den europäischen Filmpreis und für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert, bearbeitete den stoff aber später auch für die Bühne. Harald Weilers Adaption für das Ohnsorg Theater verlegt nun das „Schauspiel mit Musik“ nach Norddeutschland, seine behutsame Inszenierung konzentriert sich im Wesentlichen auf Daniels neues Leben im Dorf und seine Arbeit mit dem Chor (musikalische Leitung und Arrangements: Florian Miro). Flavio Kiener zeigt einen nachdenklichen, introvertierten Mann in der Lebensmitte, der erst einmal ablehnt, als ihm die Leitung des  Hattstedter Kirchenchors angetragen wird. Nach einigem Zögern sagt er jedoch zu und wirft sich mit Feuereifer und für die Dorfbewohner ungewöhnlichen, weil körper- und kontaktorientierten Methoden in die Probenarbeit. Die wird nicht nur von Arnes nervigem Handyklingeln (natürlich geht Arne auch ran), sondern auch durch Eifersüchteleien vor allem von Gritt (Caroline Kiesewetter), der ehemaligen Chorleiterin, gestört. Hinzu kommt, dass der Chor deutlich mehr Zulauf hat als die Gottesdienste. Pastor Henrik Nielsen (bei Oskar Ketelhut ein dröger, durch und durch konservativer Typ) sieht dadurch seine Stellung im Dorf untergraben, zumal auch seine Frau Inga (Meike Meiners) die ungezwungene Art der Chorproben liebt. In einer eindringlichen Szene knallt sie Nielsen seine versteckten Sex-Hefte vor die Füße und ohne ihn zu beschimpfen plädiert sie für das Recht eines jeden auf individuelle Freiheit. Der Weg dorthin ist besonders für Gabriela (Nele Larsen) steinig, denn ihr Mann Conny (ungewohnt brutal: Robert Eder) unterdrückt sie auch mit körperlicher Gewalt. Erst durch den Zuspruch des nach und nach durch Statisten verstärkten Chores gewinnt sie an Selbstvertrauen.

Philipp Weggler spielt den Autisten Tore unsentimental und anrührend.

Weiler inszeniert diese Nebenhandlungen kurz und prägnant. Zu ausführlich dagegen geraten Szenen zu der  sich anbahnende Liebe zwischen Daniel und Lena (frisch und ansteckend fröhlich: Rabea Lübbe). Daniels klägliche, von Lena angeleitete Versuche Fahrrad zu fahren sorgen zwar für Lacher, bringen aber die ohnehin schon nicht sehr temporeiche Handlung nicht weiter. Dagegen hätte man sich ein stärkeres Gewicht für die Rolle des Autisten Tore gewünscht, den Philipp Weggler unsentimental und anrührend spielt. Tore versteckt sich meist hinter einem Gymnastikball oder in der Schrankklappe, blüht jedoch auf, wenn er mitsingen darf. Als der Hattstedter Chor zum internationalen Wettbewerb in Wien auf der Bühne steht und Daniel nicht erscheint, ist es in der Filmversion Tore, der anfängt zu singen, die anderen mitzieht und damit den Auftritt rettet. Bei Weiler ist er nur einer im ganzen Chor, der am Ende von der Bühne ins Publikum tritt und zu singen beginnt. Allerdings ist auch das ein schöner Moment.

Weitere Informationen unter: https://www.ohnsorg.de/events/wie-im-himmel-as-inn-heven/

INFORMATIONEN FÜR LEHRKRÄFTE

Inhaltliche Schwerpunkte
  • Neue Ideen vs konservative Einstellungen
  • Offenheit und Toleranz vs Intoleranz und Verschweigen
  • Harmonie und Gemeinschaft vs Unstimmigkeit und Spaltung
  • Selbstfindung
Formale SchwerpunKte
  • Realismus im Spiel
  • Gesang als tragendes Element
Vorschlag für Altersgruppe/Jahrgangsstufe
  • ab 14 Jahre, ab Klasse 10
  • empfohlen für Klassenlehrer:innenstunden, Teambuilding 
Zum Inhalt

Der international gefeierte Dirigent Daniel Daréus ist krank und ausgebrannt. Um sich wieder selbst zu finden und wieder zuhören zu lernen, zieht er sich in sein nordfriesisches Heimatdorf zurück. Dort wird ihm aber schon bald die Leitung des Kirchenchores angetragen. Daniel lehnt zunächst ab, stürzt sich dann aber mit ansteckender Begeisterung und ungewöhnlichen Methoden in die Probenarbeit. Damit stößt er überwiegend auf Begeisterung, muss sich aber mit Eifersüchteleien und später sogar falschen Anschuldigungen auseinandersetzen. Seine Methoden bringen unterdrückte Menschen wie Gabriela dazu, selbstbewusst zu werden und ihren eigenen Weg zu finden, der Chor selbst wächst stetig und schafft es sogar zum internationalen Wettbewerb nach Wien. Den dortigen Auftritt verpasst Daniel allerdings. Seine Krankheit hat ihn eingeholt.

Mögliche Vorbereitungen
Aufeinander achten

Die Gruppe steht im Kreis, und zählt zunächst mit offenen Augen laut durch, danach mit geschlossenen Augen. Im dritten Durchgang geht die Gruppe durch den Raum und zählt noch einmal durch.

Zuletzt legen sich alle auf den Boden, schließen die Augen. Einer/eine beginnt zu zählen, der/die Nächste nennt die Folgezahl usw., bis die ganz Gruppe durchgezählt ist. 

Achtung: Jede/ jeder darf nur einmal eine Zahl nennen. 

Wenn zwei Mitglieder gleichzeitig sprechen, muss wieder von vorne begonnen werden.

Ausklopfen

Die Gruppe steht im Kreis, findet einen Ton (langen „A“ oder „O“) und klopft dabei die obere Brust aus.

Variation

Es bilden sich Paare. A beugt sich nach vorne, sagt „A“-Ton, B klopft A den Rücken ab. Danach Wechsel.

Einen gemeinsamen Ton finden

Die Gruppe geht durch den Raum, jede/ jeder sucht sich einen Ton und singt ihn vor sich hin. Wer will, schließt sich dem einen/der einen an, geht hinter ihm/ihr her und übernimmt den Ton, bis möglichst ein gemeinsamer Ton für die ganze Gruppe gefunden ist.  

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